Erstellt von Perli am 15.08.2018

Morgenrot – Hertzblut / VÖ: 14.09.2018 via Burnout Records

Das neue Album aus dem Hause Morgenrot hat endlich einen Erscheinungstermin: am 14. September wird ihr neues Album Hertzblut endlich das Licht dieser Welt erblicken. Die Vorfreude und die Spannung stiegen sowohl bei den Kritikern als auch bei den Fans ins Unermessliche. 

Doch machen wir vorerst einen kurzen Einblick in die Vergangenheit: 
2013 erfolgte ja leider die Trennung von Sänger Jörg und es wurden schon arge Zweifel gehegt, ob die Band diesen Rückschlag so einfach wegstecken kann. Doch aus diesem Rückschlag entwickelte sich auch ein gewaltiger Schritt nach vorne. Mit ihrer im gleichen Jahr erschienen EP Auge um Auge machten sie klar, dass sie auch mit neuer Stimme weiter ihren Weg nach vorne gehen. Nach viel Arbeit im Hintergrund erschien dann 2015 endlich mit Im Bann der Zeit das erste Album, in dem auch der neue Sänger Steffen endlich vollends in der Band angekommen war. Es folgten als bald auch die ersten Auftritte auf den großen Festivals der Deutschrockszene wie dem Spreewaldrock Festival oder der G.O.N.D.. Auf letzterem wurde 2017 auch ihre aktuelle EP Spiegelbild releast, welche zeigte, dass die Band sich nicht auf ihren bereits erspielten Erfolgen ausruht, sondern weiterhin fleißig daran werkelt, noch mehr aus ihrem Potential herauszuholen.

Jetzt sind wir im Jahre 2018 angekommen und ein weiterer Meilenstein liegt bereits schon hinter der Band: sie spielten das erste Mal auf der Hauptbühne der G.O.N.D.. Zwar hatten sie "nur“ einen Slot als Opener am Freitag, doch sie wussten damit zu überzeugen und lieferten eine würdige Show ab. Im gleichen Zuge spielten sie auch das erste Mal zwei der neuen Songs live und überzeugten damit so richtig. Einen guten Monat später ist es dann auch für mich endlich so weit und mir wird die Ehre zu Teil, euch gut einen Monat vor Release einen Einblick auf das kommende Album zu gewähren. Also genug dem Vorgeplänkel, kommen wir zum Kern der Sache: der Musik.

Besetzung:
Stephan - Leadgitarre

Atze - Schlagzeug
Steffen - Gesang
Thomas - Gitarre 
Maria - Bass 


Tracklist:

  1. Alles was wir tun
  2. Wenn die Welt brennt
  3. Solang´ mein Herz schlägt
  4. Bleib und lauf
  5. Wenn der Regen fällt
  6. Ein guter Feind
  7. Durch den Tag und die Nacht
  8. Zu hoch gepokert
  9. Ich kenn´ deinen Weg nicht
  10. Es ist nie zu spät (2018)
  11. Wenn Freunde sterben (2018)
  12. Es ist an der Zeit (Remastered Bonustrack)

Ohne Intro geht es direkt mit einem meiner persönlichen Favoriten los. Mit „Alles was wir tun“ liefern uns die Musiker einen krachenden Einstieg nach Maß und sofort wird klar, dass seit Im Bann der Zeit viel passiert ist. Wenn man sich allein nur mal die Zeit nimmt, allein in diesem Song auf die Musik zu hören, merkt man sofort, dass dieses Album der nächste Schritt in der Entwicklung nach vorne ist. Besonders auffällig wird es, wenn es zu den E- Gitarrensolos kommt. Ich als großer Anhänger von Solos bin hier an dieser Stelle mehr als begeistert und ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass diese auch die restliche Hörerschaft in ihren Bann ziehen werden. Textlich weiß dieser Song auch absolut zu überzeugen, um euch das zu beweisen, hier ein Auszug:

„Alles was wir tun, alles was wir sagen
Welchen Weg wir nehmen, oder was wir wagen
Keiner weis was noch passiert, ob man gewinnt oder verliert
Und genau und genau und genau das sind wir, und stehen hier!“

Meiner Meinung nach einer besten Opener den ich je auf einem Album gehört habe.

Einen Ticken langsamer aber dafür heldenhafter im Text geht es weiter mit „Wenn die Welt brennt“. Heldenhafter aus dem Grund, denn hier geben Morgenrot uns einen Song lang den Helden, auf den die Welt schon so lange wartet. Egal wo Probleme oder Katastrophen auftreten, hier haben wir das Gefühl, dass es jemanden gibt der uns rettet. Musikalisch ist dieses Lied wie schon angesprochen einen Müh ruhiger als der Vorgänger, damit ist es aber sehr eingängig und bietet das Potential, ein Knüller auf der Bühne zu werden.

Wenn man für die einzelnen Songs gewisse Schlagwörter suchen sollte, wären es für den nächsten Titel diese: Aufrichtigkeit, Rückgrat und Mut. Denn das will uns „Solang´ mein Herz noch schlägt“ an dieser Stelle vermitteln. Es ist immer gut und richtig, für seine Ziele einzustehen und vor allem auch auf die Leute zu achten, die dich auf dem Weg begleiten. Musikalisches Highlight hier: nach dem Solo wird es mal für einen kurzen Moment ruhig und die Stimme von Steffen wir eindringlicher, um uns die Botschaft an dieser Stelle noch deutlicher rüber zu bringen.

Der Titel von Song Nummer vier klingt im ersten Moment nach einem kleinen Paradoxon, wird aber erklärt wenn man eingehender auf den Text achtet. Den Sinn hinter „Bleib und Lauf“ kann man sehr treffend in einem Satz zusammenfassen: bleib so wie du bist und laufe weiter auf deinem Lebensweg!

Passenderweise beginnt und endet die nachfolgende Nummer mit einem Regenschauer. So traurig wie die Aussicht an solchen Tagen, ist aber auch der Sinn hinter diesem Lied. Jeder Mensch kennt das Gefühl jemanden zu vermissen und weiß, wie es ist wenn man nur an diese eine Person denkt. Der Regen ist an dieser Stelle das Medium, welches uns die Trauer versinnbildlicht. Mit jedem Tropfen an der Scheibe geht ein Gedanke hinaus, und wenn er dann auch auf die Fensterscheibe des Vermissten oder auch direkt auf ihn niederfällt, kommt er auch bei diesem an. Rein vom Text her ist „Wenn der Regen fällt“ einer der stärksten Songs des Albums.

Anschließend kommt ein erster von ein paar alten Bekannten vorbei. „Ein guter Feind“ war der erste von drei  Songs der 2017 erschienen EP Spiegelbild. Ich wollte den Song somit fasst schon zur Seite legen, als mir dann doch etwas gewaltig ins Ohr viel: textlich hatte sich nichts verändert aber dafür musikalisch. Ich fand den Vorgänger schon überragend aber jetzt mit der Neuaufnahme kratzt er schon an der Perfektion. Dass dieser vorher schon geniale Track noch gesteigert werden kann, hielt ich nicht für möglich, doch die Band hat es geschafft. Ganz eindeutig einer meiner Favoriten dieser CD, früher sogar mein Favorit überhaupt von dieser Band, aber mittlerweile hat sich das geändert. Warum, dass erfahrt ihr, wenn ihr hier weiterlest.

„Durch den Tag und die Nacht“ stürzen wir mit einem Hammerschlag in die zweite Hälfte diesen Songs, der viel Raum für Interpretationen lässt. Worum es sich hier genau dreht, wird nicht direkt genannt, doch man könnte ihm viele Namen geben: Wahnsinn, Droge, Alkohol -  wären nur ein paar Schlagwörter, die man dafür nehmen könnte. Die Konsequenzen wären bei allem die Gleichen und so kann man dies getrost als Warnung an sehen, im Leben besser auf sich acht zu geben. Aber vor allem nicht immer alles zu probieren, was man angeboten bekommt.

Mit „Zu hoch gepokert“ wird hier mal ein sehr interessantes Thema angesprochen. Normalerweise wird ja im Deutschrock immer die Devise vermittelt „wer nichts wagt, kann nichts gewinnen“. Doch dieser Song geht eher in die Gegenrichtung. Denn wer viel riskiert, kann auch noch mehr verlieren. Ein wenig Risiko ist immer dabei, wenn man seinen Weg geht, aber zu viel Risiko kann fatal enden. Nicht nur textlich ist dieser Song besonders, auch in der Musik gibt es wieder einen kleinen Höhepunkt. Hier bringt Steffen neben seiner Stimme auch zweites Instrument zum Einsatz: er ist nämlich einer der wenigen Musiker die ich kenne, die Mundharmonika spielen können. Und in diesem Titel haben sie es mit eingebaut und verleihen ihm damit so einen Hauch von Country. Und so ein leichter Hauch von Country ist nie verkehrt, sondern macht das Album gleich noch etwas bunter.

Wie vorhin schon angesprochen war ja „Ein guter Feind“ mein eindeutiges Lieblingslied von Morgenrot, doch mit dem nun folgenden Song hat sich das schlagartig geändert. Als ich „Ich kenn´ deinen Weg nicht“ das erste Mal gehört habe, hat es mich direkt aus den Socken gehauen. Vom Anfang bis zum Ende ist es für mich das beste Lied, welches je von der Band geschrieben bzw. komponiert wurde. Doch warum ist das so? Zum einen weil es rein schon von der Musik sehr vielschichtig ist, es beginnt sehr ruhig bis zum Ende der ersten Strophe, dann kommt ein weiteres Gastinstrument zum Einsatz, welches den restlichen Song bis zum Ende begleitet. In den nächsten Strophen tritt die Musik wieder etwas mehr in den Vordergrund, um dann während des Refrains richtig Fahrt aufzunehmen. So geht es im Wechsel bis dann irgendwann der Soloteil einsetzt. Den Teilen sich an dieser Stelle die E- Gitarren und die Geige. Die daraus entstandene Mischung ist so eindringlich, dass sie mir jedes mal aufs Neue eine Gänsehaut verschafft. Nach diesem Moment geht es nochmal in den Refrain, doch das war dann noch immer nicht das Ende. Kurz läuft die Musik aus, bevor es dann noch ein letztes Mal mit Vollgas zur Sache geht. Erst danach endet dieser überragende Song mit einer Laufzeit von 5:18 Minuten. Das war nur mein Beitrag zur Musik. Der Text muss sich hinter dieser musikalischen Untermalung alles andere als verstecken, er spricht das Unbekannte in den Menschen, die wir kennen und lieben,an. Dieses Unbekannte in welches man sich gerne hineinversetzen möchte, um sein Gegenüber vollends zu verstehen. Erlebnisse aus der Vergangenheit machen dies oft unmöglich, aber das Verlangen nach dem Verstehen ist trotzdem übermächtig. Als wenn das eben angesprochene nicht schon genug wäre, besitzt der Song noch ein weiteres Highlight. Maria hat hier zwei Passagen, in denen sie seit langer Zeit mal wieder alleine zu hören ist. Diese Passagen sind zwar sehr kurz aber sind zum genau richtigen Zeitpunkt gewählt, um das Ganze vollends abzurunden. Ganz eindeutig der herausragendste Song, den die Band meiner Meinung nach je herausgebracht hat.

Nach diesem Übersong geht es weiter in Richtung der Zielgeraden. Und das mit drei weiteren alten Bekannten. Im Vorfeld wurde ja schon bekanntgegeben, dass es Neuaufnahmen geben sollte, diese gibt es nun in Form von „Es nie zu spät“ und „Wenn Freunde sterben“. An dieser Stelle sind sie auch völlig gerechtfertigt, denn beide sind ständig im Liverepertoire und beide existieren nur in den alten Versionen vom Album Zwischen Freund und Feind mit der Stimme von Jörg. Von daher war es nur eine Frage der Zeit, bis diese beiden Nummern ein neues Gewand verpasst kriegen. Während „Es ist nie zu spät“ komplett so wie es war neu vertont wurde,ist die Neuauflage von „Wenn Freunde sterben“ besonders, denn der Titel wurde noch etwas aufgemöbelt. Live wurde er ja schon seit längerem etwas anders dargeboten als auf dem Album,jetzt hat der Track nämliche eine sehr schöne tanzbare Einleitung, welchen einen Hauch von Ska verbreitet. Die Mischung mit der etwas ruhigeren Einleitung und dem fasst schon schlagartigen Tritt auf das Gaspedal lädt einfach nur zum absoluten eskalieren ein. Funktioniert sowohl live als auch auf der CD sehr gut und macht jede Menge Laune.

Den Schlusspunkt setzt hier keine Neuaufnahme aber trotzdem ein weiterer alter Bekannter. „Es ist an der Zeit“ wurde für dieses Album noch einmal neu gemastert. Bedeutet es wurde nicht noch einmal neu eingespielt, damit das Potential der damaligen Aufnahmen mehr zur Geltung kommen kann. Auf fast jedem Konzert ist dies ihr letzter Song, sodass es nicht verwunderlich ist, dass er hier auch an dieser Stelle das Album beenden darf.


Fazit:
Noch nie war ein Name so Programm wie bei diesem Album. Denn mit jedem Song merkt man, dass jeder Einzelne, der an diesem Album gearbeitet, sein ganzes Herzblut hier hinein gesteckt hat, um es so überragend erscheinen zu lassen wie es ist. Und da mir persönlich diese Band auch sehr am Herzen liegt, war es mir eine Freude auch mein Herzblut in dieses Review zu stecken, damit es auch in unserem doch leider begrenzten Rahmen richtig erstrahlen kann.
Auf einer Skala von 1 bis 10 wäre es für mich eine eindeutige 50!

Hertzblut ist mein definitives Highlight des Jahres 2018!

Wie es sich für jede gute Band gehört, spielen Morgenrot natürlich auch noch einige Konzerte, um euch die Songs dann auch live präsentieren zu können. Folgende Gelegenheiten bieten euch dieses Jahr noch:
18.08. Bunker Nünchritz (bei Riesa)
08.09. Paintballarena Rudosltadt (zusammen mit Kiedi von King Kongs Deoroller, Brandalarm und Außensaiter)
27.10. Blackland Berlin
10.11. Bootshaus Weissenfels
01.12. Turbinenhalle Oberhausen
15.12. Paintballarena Rudolstadt

Für alle Veranstaltungen gilt die alte Regel: erscheinen sie, sonst weinen sie! Wer da nicht zu mindestens einem Konzert geht, verpasst definitiv etwas.

„... Ich kenn´ deinen Weg nicht, ich weis nicht wohin du willst,
Ich kenn´ deine Gedanken nicht, ich weis nicht wie es dir geht,
Ich kenn´ deinen Weg nicht, ich weis nicht wohin du willst,
Ich kenn` deine Gedanken nicht, ich wüsste so gern was du fühlst,
Ja du bist für mich wie ein ungeschriebenes Buch...“

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Dor Alex