Erstellt von Julez am 15.06.2023

Kärbholz Heimspiel 09. + 10. Juni 2023 in Rosbach

Du musst unbedingt mal zum Heimspiel von Kärbholz! Diesen Satz habe ich in den letzten Jahren dutzende Male gehört und in diesem Jahr war es so weit, mein erstes Kärbholz Heimspiel.
Im Nachhinein kann ich nur sagen: sie hatten alle verdammt nochmal Recht!

 

Schon zum 16. Mal lassen die Hölzer neben traditioneller Blasmusik auch feinste Deutschrockklänge und einen Hauch internationales Flair durch friedlich ruhende Wälder schallen und verwandeln einen Teil des kleinen Städtchens Rosbach in ihre eigene kleine/große Welt. Willkommen im KÄRBHOLZLAND.

 

„...Zwischen Wiesen und Wäldern und idyllischen Feldern...“ führt der Weg entlang in Richtung verlängertes Wochenende. Eine Stunde vor dem Ziel lassen die schöne Landschaft und die üppig grüne Aussicht die Strapazen der knapp sechsstündigen Autofahrt vergessen. Wegen der weiten Anreise ist zunächst ein Zwischenstopp bei guten Freunden eingeplant. Nach einem kurzen Pläuschchen geht es erwartungsvoll zu Bett.

 


Das Frühshoppen

Der Morgen bricht an und nach einem stärkenden Frühstück geht es los. Der Beginn ist für 11:00 Uhr angesetzt. Als die ersten Klänge der Blasmusik aus den Boxen ertönen, ist klar was folgt und die Gäste strömen ins Hinterwald-Stübchen. Eine ausgelassene Stimmung bei herrlichem Wetter. Einige Zeit dudelt der Kasten die Trompetentöne durch das Zelt, manche können es schon nicht mehr hören. Doch rechtzeitig beginnt der DJ, tanzbare Musik zu spielen und aus dem gemütlichen Beisammen wird eine amtliche Dorffete. Musikwünsche sind erlaubt und wer glaubt, dass Frühshoppen mit Kärbholz zum Mittag endet, täuscht sich. Die Band MOT – Mit ohne Strom – steht in den Startlöchern. Die Menge ist bereits in heftiger Partystimmung, sodass der Soundcheck, wie ein Konzert wirkt.
Gelungener Anfang, ihr Lieben.


Kleiner Nachtrag und Tipp: wenn Ihr könnt, tut euch die Band bei Gelegenheit mal an, die Jungs rocken!

 


Tag 1

Der Tag beginnt heiß, fast 30 °C wurden für heute und auch für den Rest des Wochenendes gemeldet. Zum Zeitpunkt, an dem die Sonne am höchsten steht, wird Einlass auf das Gelände gewährt. Einfacher Ablauf: Ticket zeigen, Bändchen um machen, Marken kaufen. Kurz vor dem ersten Gig füllt sich der Bereich vor der Bühne. Die Mädels und Jungs an den Bierständen bekommen mehr und mehr zu tun.

 

Herzlos eröffnet gegen 15:00 Uhr das Heimspiel. Der Frontsänger versteht es, die Menge in Stimmung zu bringen und bereits während des ersten Songs werden Becher voll Bier in die Menge geschleudert.

 

Der zweite Auftritt an diesem Tag gehört Harzinfakt. Leider leert sich der Bereich vor der Bühne und sie bekommen meiner Meinung nach nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht. Mitreißende Gitarrensoli und harter metallener Sound zeichnet sie aus.

 

Die nächste Band ist einer meiner persönlichen Favoriten. Elbrebellen aus dem Norden. Lieder wie „Moin Moin“ oder „Korn um Korn“ sind atemberaubend gut performt und transportieren jede Menge Energie ins Publikum. Ein gelungener Auftritt und eine weitere Band für die „Da-Muss-Ich-unbedingt-noch-auf-ein-Konzert-Liste“.  

 

Die ersten drei Takte also solide, spaßig und fundamental erregend.

 

Das nun folgende fällt, wenn man manchen Stimmen glauben darf, nun ja, sagen wir mal: das fällt auf! Dirk Maron betritt die Bühne und die Leute rasten endgültig aus. Kein Wunder! Wer ihn schonmal erlebt hat, weiß beim ersten Mal, muss man ein zweites Mal hinsehen. Dieser Gig raubt mir die Stimme.

 

Rauhbein sind die nächsten und knüpfen zunächst an den Stil des Vorgängers an.
„Auf die Freundschaft“ macht richtig Spaß. Es ist ungefähr dieser Zeitpunkt, als einige Spielkinder die Pfütze mittig vom Gelände entdecken und volles Karacho rein springen. Manche spaßbefreiten Spielverderber fühlen sich belästigt. Ein kurzes Gespräch, ein kurzes Augenrollen und sie ziehen von Dannen. 

 

Krankheitsbedingt springen Doppelbock für Rebel Tell ein. Die Band hat es sichtlich schwer, die Lücke zu füllen, aber nach dem zweiten Song sind die meisten doch überzeugt und feiern mit. Die Sonne neigt sich gen Horizont und gleich ist es so weit.

 

Ladies and Gentleman, meine Damen und Herren: KÄRBHOLZ.

 


Tag 2

Nachdem der Gastgeber des Heimspiels am Abend zuvor eine exzellente Performance abgeliefert hat und die meisten bis in die Morgenstunden feierten, beginnt der zweite Tag entspannt. Nun stellt sich wie immer die Frage, kontern oder ausnüchtern und zum Abend hin erst weitermachen. Für mich selbst heißt es erstmal ausnüchtern.

 

Heute beginnt die Feierlichkeit knapp eine Stunde früher, also machen wir uns pünktlich auf den Weg zum Einlass. Drinnen angekommen steuern wir den Bierstand an und genehmigen uns erstmal ein frisches und kühles Bier, das von keinem geringerem als Adrian gezapft wird. Ja richtig gelesen! Die Band steht heute Mittag am Zapfhahn und die Gäste haben sichtlich Freude dran und ich ? Ich werfe meine Pläne, auszunüchtern über Bord.

 

Um 14:15 Uhr beginnt dann die Show. ALARM betreten die Bühne und ein Trillerpfeifenkonzert beginnt. Die Jungs der Band hatten am Tag zuvor Equipment für die ohrenbetäubende Aktion verteilt und sind begeistert von der Lautstärke, die die Fans erzeugen.   

 

ROVAR sind als Nächstes dran. An und für sich ein guter Sound und ordentliche Arbeit an den Instrumenten. Die Menge will es aber nicht so richtig mitreisen. Zu viel Melancholie, zu wenig Bums dahinter. Für einen lauen Sommerabend am Campingplatz oder auf dem heimischen Balkon genau das richtige, für den heutigen Nachmittag aber entbehrlich. Bis zum Schluss kann die Band das Publikum leider nicht in Ihren Bann ziehen.

 

Das macht es der nächsten Band einfach bzw. würde es ihr einfacher machen, wenn sie nicht schon längst einen Stein im Brett der Fans hätten. Die Rede ist von NEUROTOX. Diese Jungs liefern auf den Punkt genau ab und sind auf der Bühne außergewöhnlich sympathisch. Jedes einzelne Mitglied bringt sich mit Ansprachen in den Gig ein und so gelingt es ihnen ein Gefühl eines direkten Gesprächs mit den Fans zu erzeugen.

 

Kurz vor Ende des Auftritts betritt ein Mann die Bühne, der zuvor sichtlich nervös am Rand steht und auf seinen Einsatz wartet. Es ist Marcel Häringer. Einige kennen ihn schon, noch mehr müssen ihn kennenlernen. Seine Stimme ist voluminös und wuchtig. Beginnt er zu singen, fühlt es sich an, als würde eine alte schwere und bleierne Lok aus dem wilden Westen auf einen zurollen. Die erste Strophe von „Nur einen Herzschlag“ beim Soundcheck beweist es. Am heutigen Tag sorgt dieser Auftritt für bleibende Eindrücke.   

 

EXISTENT stehen als Nächstes auf der Liste. Mit Ihrem neuen Album STILLER HELD (AGF- RADIO hat darüber berichtet) im Gepäck, sind sie gut gewappnet und können so das Publikum auf Temperatur halten. „A.C.A.Beautiful“ ist mein persönlicher Favorit, mit einem fetten Grinsen im Gesicht sind die meisten am Tanzen und Feiern; geiler Song.    

 

Die nächste Band sind die Jolly Jackers. Der Sound ist genial und die Fiedel sorgt für das gewisse Extra. Leider kommen die Stimmen nicht gegen diesen geballten Sound an und gehen bedauerlicherweise verloren. Nichtsdestotrotz jubelt die Menge ihnen zu und belohnt die Performance mit jeder Menge Applaus.  

     

Mittlerweile ist es spät geworden und die für dieses Heimspiel vorletzte Band beginnt zu spielen. Ohrenfeindt. Eine herrliche Mischung aus ACDC und Marius Müller-Westernhagen, so beschrieb ein Freund die Band, die ich bis dato nicht kannte. Zunächst war ich skeptisch, doch ihre Schau auf der Bühne überzeugt und die Lieder tun ihr Übriges.

 

Kommen wir nun zum Finale. KÄRBHOLZ betreten die Bühne und das Publikum rastet völlig aus. Die gesamte Menge verschmilzt zu einer unverwüstlichen Einheit und zu einem stattlichen Chor. Völlig egal welches Lied die Band anstimmt und anschließend performt, die Fans können jedes einzelne Wort, jede einzelne Zeile lautstark mitsingen. Torben und Co. sind selbst völlig von den Socken. Der Abend neigt sich dem Ende und auch wenn keiner gehen möchte, erklärt Torben:
„Das war das Heimspiel 2023, bis zum nächsten Jahr, auf Wiedersehen“.

 


Fazit:

Wow, das war also das Kärbholz Heimspiel 2023. Ein Festival wie jedes andere und doch etwas Besonderes. Nicht zuletzt, weil die Band sich glaubhaft um das Wohl ihrer Fans kümmert. So war an diesem Wochenende das Wasser kostenlos. Eine unfassbar große Geste und der Beweis dafür, dass Kärbholz es ernst meint, wenn sie sagen: „Euch soll es gut gehen, ihr sollt genug zu trinken haben.“ Die unentwegte Regendusche vor der Bühne sorgt ebenfalls für helle Begeisterung und auch dafür, dass alle, trotz der Hitze, entspannt bleiben.

 

Ein fettes Danke an alle Beteiligten und ein phänomenales Lob an alle, die dafür sorgen, dass so etwas möglich ist. Der Termin für das nächste Heimspiel steht noch nicht fest, aber ich und auch ihr solltet euch die Tage um Fronleichnam 2024 freihalten und Teil dieser einzigartigen Erfahrung werden.

 

Für das AGF-RADIO

Julez