Erstellt von Julez am 30.05.2023

Existent – Stiller Held / VÖ: 09.06.2023 via Drakkar Entertainment

Was als fixe Idee langjähriger Freunde aus einer Laune heraus begann, ward 2013 geboren und brachte mit der EP „Ein neuer Weg“ ein erstes Lebenszeichen hervor. Im Jahr 2016 folgte dann
der richtige „
Startschuss“ (Debütalbum). Seinerzeit via Remedy Records. Es geht um niemanden geringeren als
EXISTENT!
Die Musiker teilten sich bereits die Bühne u.a. mit Bands wie Hämatom, Kärbholz oder Lordi und setzten somit den Grundstein ihrer Musikgeschichte.  

 

Nach einer wichtigen Findungsphase meldeten sie sich 2021 mit der EP „Kartenhaus“ zurück – mit einer geballten Ladung deutlich abgeklärter Songs. Vor zwei Jahren dann, kam ich das erste Mal mit dieser Band in Berührung. Und damals schon, habe ich gesagt: „Diese Band hat's drauf – die sind richtig gut“.
Nun ratet doch mal, was ich euch heute sagen möchte? Genau. Ganz genau.


Bei dieser Band sieht es so aus, dass die Grenzen zwischen Rock und Metal verschwimmen, die Riffs schneller und der Ton rauer geworden sind. Thematisch bewegen sie sich von globalen Ereignissen, wie sie täglich in den Nachrichten zu finden sind, über gesellschaftliche und politische Probleme, bis hin zu den persönlichen Kämpfen, die jeder von uns täglich mit sich führt. Bereits im April 2022 folgte die Single „Willkommen im Untergang“, in der die grausame Realität des Ukrainekriegs behandelt wird. Gleichzeitig ist diese Nummer auch ein erster Vorgeschmack auf das
jetzt kommende Album
“Stiller Held“, welches über Drakkar Entertainment released wird.

 

Die musikalische Entwicklung der letzten Jahre wird fortgesetzt und es wird all das angesprochen, was nicht unter den Tisch fallen darf! Doch neben all den schrecklichen Ereignissen, finden hier auch die schönen Momente Platz - hymnische Tracks, die einen zum Mitsingen nur so zwingen. 

Neben einem aufwändig gestalteten Digipak inklusive original unterschriebenem Poster, erscheint das neue Album auch als limitierte Gold/Black Splatter Vinyl und als Goldene Vinyl. Darüber hinaus erwartet uns, passend zum Sommer, ein limitiertes Boxset mit einer hochwertigen Basecap, einem Patch, einer Autogrammkarte, Stickern und natürlich dem Digipak mit dem original unterschriebenen Poster.

 

Ich persönlich giere wie immer auf eine Vinyl – das ist schon was richtig Besonderes. Ihr habt die Qual der Wahl!
Nun aber zu den wirklich wichtigen Dingen: Wie hört sich das Teil an?

 


 

Bandbesetzung
Gesang: Marcel Dummer
Gitarren: Fabian Kaposty & Julian Jung
Bass: Jonas Mensing
Schlagzeug: Silvano Vincenti         

 


 

Tracklist:

  1. Kein Paradies
  2. Stiller Held
  3. Schrei
  4. Alles brennt
  5. Geschichten
  6. A&R(SCH)
  7. Existent ist scheiße
  8. Irgendwas
  9. Der letzte Rest
  10. Stimme
  11. Willkommen im Untergang
  12. Untergang

 


 

Direkt zu Beginn bekommen wir eine der Singles präsentiert. Mein Eindruck, als ich den Song das erste Mal gehört habe: erstmal richtig schön in die Fresse! Woah, wie ich sowas ja liebe. Nicht darauf gefasst zu sein und dann direkt n‘ Arschtritt. Musikalisch jetzt schon absolut ins Schwarze getroffen. Was mich allerdings noch mehr überraschte, war der Text. Erst nach mehrmaligen Hören von „Kein Paradies“, ist mir wirklich bewusstgeworden, worum es in dem Song eigentlich geht. Dieser Song ist eine klare Botschaft gegen Terror, Extremismus und Rassismus auf der ganzen Welt. Die ernste Thematik findet sich auch im Sound wieder. Ein hartes Gitarrenriff trifft auf rollende Drums und einen energiegeladenen Gesang. Diesen Arschtritt, den ich also zu Beginn wahrgenommen habe, kann ich nun nehmen, und absolut auf diesen Text setzen. Die Kombination aus Text und Musik eine ganz glatte eins, sogar mit Sternchen! Meine Erwartungen sind jetzt aber auch entsprechend hoch angesetzt.

 

Als zweiten Song bekommen wir gleich den Titeltrack „Stiller Held“ präsentiert. Und er hat es wirklich verdient, auch als Namensgeber für das Album zu fungieren. Er ist „ruhiger“, aber natürlich nicht ruhig. Textlich auch hier wieder ein richtiges, richtiges Schmuckstück.

„Denn du bist alles, das was zählt,
was du tust, wofür du lebst.
Ein stiller Held, den keiner sieht,
machst du doch den Unterschied“

Ein Refrain voller Power und das in mehrfacher Hinsicht. RICHTIG GUT! Ich glaube, ich habe jetzt schon einen Favoriten.

 

Mit „Schrei“ bekommen wir auch schon gleich wieder die nächste Single, die ihr bereits auswendig kennen dürftet, wenn ihr die Band verfolgt. Bereits im November 2022 erschienen, ist er ein Partyhit aus modern eingängigen Alternative-Rock-Gitarren und einer catchy Chorus-Gesangslinie, die einem zum Wochenende in Feierlaune versetzt! Jugendliche Punk-Attitüde trifft auf Post-Covid-Stimmung und einem weltoffenen Miteinander. Vor unserem inneren Auge ziehen Bilder von wilden Partynächten vorbei, machen wir dann die Augen auf, stellen wir fest, dass das Video zu diesem Song auf dem Hamburger Kiez gedreht wurde. Während die Welt sich gerade mächtig Mühe gibt, uns die Laune zu verderben, sollte man die schönen Momente im Leben umso mehr wertschätzen und tanzen “so lang’ es geht'”.

 

Und weil wir gerade so schön mit den Singles beschäftigt sind, hauen wir direkt noch eine hinterher. „Alles brennt“ erschien im Januar dieses Jahres und lässt, wie bereits erwähnt, die Grenzen zwischen Rock & Metal verschwimmen. Die rollenden Drums und die vorantreibenden Gitarren unterstützen die ernste Thematik. Diktatur, die Ausbeutung des Planeten … wo man nur hinschaut. Alles brennt, doch die Menschen kämpfen für Demokratie, Gleichberechtigung und die Rettung der Erde.

 

Neue „Geschichten“ braucht das Land! Unsere Geschichten, eure Geschichten und die Geschichten der Band. Ja, manchmal sind es auch welche, die kein Mensch glauben würde. Aber trotzdem sind sie wahr. Rhythmisch und doch kraftvoll bahnen sich die Hamburger einen weiteren Weg in mein Herz. Auch mit keinem „oh-oh“s gibt’s ein bisschen Mitsingpotential. Ein guter Song um ein bisschen runterzukommen, so geht es jedenfalls mir.

 

Für mich ist das nächste Lied eine absolute Gute-Laune-Garantie. „A&R (SCH)“ ist sowas von einprägsam und rhythmisch. Ich wackel’ herum, wie ein kleines Kind, das sich freut ein Eis zu bekommen. Alleine der Beginn zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Stichwort: „Mach das wie Kraftklub, nur ganz anders!“ Ich feier’ es. Für mich dürfte dieser Song auf gar keinen Fall live fehlen. Ich fühle es einfach richtig! „Schalalala“ steckt einfach an. Aufstehen, tanzen, abfeiern – JETZT!

 

Und diese verdammt gute Laune nehme ich direkt in den nächsten Song mit, der mit selbstironischen Texten dann mal so richtig reinhaut. „Existent ist scheiße“ ist ja mal so richtig geil! Super witzig gehen die Jungs, mit sich selbst an der Nase herum, um. Ich liebe es! Zudem schiebt der Song auch so richtig nach vorne. Bass, Gitarren und Schlagzeug sind aufeinander abgestimmt, als wären sie für diesen Song geschaffen.

 

Mit „Irgendwas“ greifen wir dann wieder in die Single-Kiste. Völlig vertraut umfliegt er mittlerweile meine Ohren. Er steckt da, als wäre er da schon ewig und drei Tage. Singen – tanzen – fühlen! Ein Ohrwurm, der auch in dunkleren Tagen das Licht am Ende des Tunnels aufzeigt, ganz getreu dem Motto „Steh auf, wenn du am Boden bist“. Eingängige Alternative-Rock-Gitarren treffen auf eine packende Chorus-Gesangslinie, die zum Mitsingen einlädt.

 

Bei „Der letzte Rest“ bekommen wir wieder neue Klänge und diesmal tatsächlich auch ruhiger, im Vergleich zum Rest des Albums. Ich muss in diesem Bereich mit dem Wort „ruhig“ vorsichtig sein. Der Song hat Power, keine Frage. Aber dennoch macht er mich leicht melancholisch. Auf uns wartet ein Trennungslied. Aber irgendwie ist er auch befreiend ... Ich bin völlig hin- und hergerissen. Sagen wir, das Lied hilft einem richtig, richtig gut beim Loslassen. Trennungen gehören zum Leben dazu. Die wenigsten von uns führen ein Leben mit ihrer Jugendliebe. Musikalisch finde ich den Song sehr beruhigend. Mit anderen Worten: Ich finde ihn toll, weil er Kraft gibt, weiterzumachen.

 

Mit einem fließenden Übergang wandern wir zum nächsten Song. Vom ruhigen zum rockigen.
Diese Mischung weckt einen mit der
„Stimme“ in meinem Kopf.
Ich sehe in diesem Lied eine Depression. Es gibt genug Menschen, die sich mit diesem Werk identifizieren werden können. Leute, die sich alleine fühlen, werden sich angesprochen fühlen.

 

Nun kommen wir langsam zum Ende. „Willkommen im Untergang“ (erschienen im April 2022) hat einen recht aktuellen Bezug auf die Lage in Europa hat, was am Anfang textlich gar nicht geplant war, aber es passt, wie die Faust aufs Auge. Der Song holt uns wieder in den harten Rockbereich zurück, wobei wir, wie ich finde, den Kreis wieder schließen können. Eine ganz runde Sache.

 

Das Ende des Albums schließt das Kapitel Stiller Held. Dieser Abschluss ist für mich eine Art Outro. Ein kurzes Stück, zu dem keine weiteren Worte nötig sind. Wir sind angekommen im „Untergang“.

 


 

Fazit:

Das Album ist für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von knallharten Stücken bis zu ruhigen nachdenklichen Klängen ist alles zu finden. Für jeden ist etwas dabei, für mich, wie auch für euch. Existent haben in meinen Augen das Potenzial, richtig etwas zu erreichen. Ich würde mich sehr freuen, sie endlich mal live zu sehen, nachdem ich nun schon die letzten beiden Alben auseinandergenommen habe. Es wird langsam Zeit.

Vor allem die erste Hälfte des Albums hat mich richtig vom Hocker gerissen. Meine Highlights sind tatsächlich mittig getroffen und werden dann mit den ruhigeren Songs abgerundet. Eine tolle Mischung. Meine Lieblinge sind ganz klar „Stiller Held“, „Existent ist scheiße“ und „ A&R (SCH)“. Holt euch die Platte und überzeugt euch selbst von dieser Band. Mir hat es sehr zugesagt.

 

 „Existent ist scheiße“!

Oder eben mit meinen Worten: Richtig geil!

 

Für das AGF-Radio

Vanny