Erstellt von Perli am 02.09.2022

Drei Meter Feldweg – DURAK / VÖ 26.08.2022 via Dackelton Records

Sommer 2022 in Deutschland. Konzerte, Festivals, alles wieder am Start und nach dieser lästigen Pause von all diesen wunderbaren Erlebnissen und Momenten ist klar: keiner möchte mehr missen, was früher so selbstverständlich war. Dieser Sommer ist heiß, er ist Ekstase, er ist pure Sehnsucht. Es ist fantastisch und macht einfach Spaß. Nun fehlt dem einen oder anderen vielleicht noch der ideale Soundtrack zur musikalischen Untermalung im Auto, im Zug, am See, im Freibad oder auf dem Campingplatz. Et voilà! Oder auch: da habt ihr! Das neue Album DURAK der Band Drei Meter Feldweg passt wie Arsch auf Eimer und wird euch einige Morgen-, Mittag- oder Abendstunden versüßen. Ihr glaubt mir nicht? Lest selbst!

Gegründet wurde die Band im Jahr 2011 in Salzhausen in der Nähe von Hamburg und besteht aus fünf Mitgliedern. Finn Opeldus und Hendrik Petersen an der Gitarre, Philip Hellmig am Schlagzeug, Simon Müller am Bass und Bennet Ramm mit dem Gesang, unterstützt wird er dabei von Hendrik Petersen.

Höre ich drei Meter Feldweg, denke ich sofort an „Dumm wie!“. Und da die meisten Bands mit solch bescheuerten Bandnamen, in den meisten Fällen, öde eintönige - man mag es kaum so bezeichnen - Musik fabrizieren, habe ich ein klein wenig Angst davor. Gleichzeitig bin ich neugierig und dann, schlussendlich, tönt das Intro über meine Kopfhörer in meinen Gehörgang.


Tracklist

  1. Mit Pauken und Trompeten
  2. Lagebericht
  3. Gib niemals auf
  4. Eine Lovestory
  5. Ganz vielleicht
  6. Im Angesicht der Zeit
  7. Und sie tanzt
  8. Briefe an dich
  9. Unten am Strand
  10. Ich bin die Zukunft
  11. Steine
  12. Ich mach ne kleine Party
  13. Brauch mich
  14. Kaufen Kaufen Kaufen

Mit Pauken und Trompeten“ bedeutet, mit Pauken und Trompeten. Das erste Stück auf der Scheibe ist ein instrumentales Intro. Ein wenig episch und meine anfängliche Angst weicht positiver Überraschung. Dazu sei gesagt, ich kannte die Band bis dato nicht und wusste auch nicht, was mich erwartet. Die Melodie baut sich langsam auf, Pauken und Trompeten setzen ein, ein Beat kommt dazu. Drei Meter Feldweg kündigt jemand erzählerisch im Hintergrund an. Vorbei.

Energiegeladen geht es los. „Lagebericht“ knüpft nahtlos an den ersten Song an und erzählt von der Band und ihren Absichten, die dieses Album betreffen. Ein vielversprechender Auftakt, der auf einiges hoffen lässt.

Gib niemals auf“ erzählt die erste von vielen kleinen Geschichten mitten aus dem Leben. Dazu gibt’s eine motivierende Melodie und herrlich einprägsame Gitarrenriffs, gepaart mit einem intensiven Schlagzeugspiel. Und schon macht sich das Sommerfeeling breit.

Der nächste Song erzählt „Eine Lovestory“. Der obligatorische Lovesong oder steckt doch mehr dahinter? Unbestreitbar! Es steckt mehr dahinter. Die in diesem Lied beschriebene Geschichte ist derart bildhaft eingesungen, dass die Melodie fast in den Hintergrund rückt. Doch da ist an einigen Stellen eine Trompete zu hören. Diesen Song muss man mindestens zweimal hören.

Ganz vielleicht“ ist hart, dynamisch und wechselhaft. Dieser Song macht richtig Laune. Die Melodie lässt, während dem Refrain eine kurze Atempause zu, um den Inhalt dieser Zeilen bis auf das letzte Tröpfchen auskosten zu können.

Der sechste Song „Im Angesicht der Zeit“ erzählt von einer Vorstellung, die wahrscheinlich jeder schon einmal hatte oder die zumindest schon einmal in einer geselligen Runde diskutiert wurde. Was würde ich mit einer Zeitmaschine anstellen? Unterlegt ist diese Nummer mit typischen Punkrockklängen. Das Schlagzeug tritt im spannenden Wechsel mit den schneidenden Gitarrenriffs in den Vordergrund und der schnelle Gesang rundet das Stück ab.

Und sie tanzt“. Ein wunderschön melodisches Stück, das von Obsession und ihren Folgen erzählt. Auch dieser Song macht richtig Laune. Sommerfeeling hält an und los geht’s. Die Melodie wird durch ein hervorragendes Zusammenspiel der Instrumente erzeugt und es scheint, als sei jede einzelne Note bis in die Haarspitzen abgestimmt.

Der nächste Song schlägt ruhigere Klänge an, aber, ohne dabei an Energie zu verlieren. „Briefe an dich“ wird durchgehend von einer akustischen Gitarre eingerahmt und immer wieder drängt sich eine elektrische Version und das Schlagzeug dazwischen, an diesen Stellen ist Gänsehaut garantiert.

Gedankenversunkener Blick in die Ferne, doch da reißt mich der nächste Song im Schweinsgalopp wieder raus. Es ist Zeit für ein Fest! „Unten am Strand“ ist gefühlt für die Bühne erschaffen worden und lädt unvermeidlich zum Feiern ein. Turbulent kracht die Tonfolge über die Lautsprecher; springt, pogt, habt Spaß! Die Trompete stattet diesem Stück noch einen Besuch ab und dann ist er leider schon vorbei; Replay!

Ich bin die Zukunft“ ist hinreißend ironisch. Musikalisch stachelt dieser Song die Sommerlaune erneut an. Freudestrahlend verbinden sich frische Gitarrenriffs mit klangvollem und temporeichem Schlagzeugspiel.

Die Nummer elf „Steine“ kommt hart. Wuchtige Gitarrenriffs und ein eisernes Schlagzeugspiel starten die Nummer und gehen in einer überzeugenden Melodie auf. „Steine scheren sich nicht um Menschen“, das ist wahr und mal eine richtig gute Feststellung. Die Argumente lieber ein Stein zu sein sind so überzeugend, dass genau das mein Wunsch am Ende des Songs ist. Dieser Gedanke verpasst mir ein fettes Grinsen ins Gesicht und sehe ich nun einen Stein, wünschte ich, ich wäre er.

Ich mach ne kleine Party“ hat wieder die Trompete im Gepäck und dazu gibt’s den typischen Sound der Band, der ihnen einen unverwechselbaren Wiedererkennungswert gibt. Der Titel sagt schon alles und kann direkt als Einladung versendet werden; wer will, macht ne kleine Party.

Der vorletzte Song nimmt noch einmal richtig Fahrt auf und peitscht rapide Gitarrenriffs sowie donnernde Schlagzeugelemente durch die Boxen. „Brauch mich“ ist clever geschrieben und verschleiert gekonnt den einen, für viele so wichtigen, Wunsch. Hört selbst rein und findet heraus, wie ihr den Text deutet.

Kaufen Kaufen Kaufen“ bildet den Abschluss des Albums. Dieser Song ist eindeutig an eine bestimmte Gruppe Menschen gerichtet. Mit viel Ironie wird der Alltag und die Absichten beschrieben, lässt aber jede Menge Spielraum für Interpretationen, wer gemeint ist. Ein famoser Abschluss, vor allem das Ende des Songs ist herrlich bescheuert und gleichzeitig schmerzhaft wahr.


Fazit:

Faszinierend wie die Band es schafft, wichtige und kritische Themen, motivierende Lebensweisheiten und belustigende, obendrein auch noch einfallsreiche Songs auf eine Scheibe zu pressen.
Das Album DURAK der Band Drei Meter Feldweg ist nicht nur ein überaus empfehlenswerter Soundtrack für den Sommer, sondern auch ein Album, dass über den Sommer hinaus unterhält und die Zeit bis zum hoffentlich nächsten Album ausgezeichnet überbrückt.

 

Julez
AGF- RADIO