Erstellt von Perli am 28.01.2021

Leidbild – Levitikus / VÖ: 30.04.2021 via Mindfuck Music

Neues aus dem Hause Leidbild: ihr drittes Studioalbum ist fertig und wird den Namen Levitkus tragen.
Kurz zur Geschichte des Albumtitels: Levitikus (oder auch Levitikon) ist das 3. Buch Mose aus dem alten Testament.
Es beinhaltet die Lehren und Aufgaben der Priester sowie der Gottesfürchtigen der alten Zeit.
Dieses Jahr bringen die Frankfurter Jungs ihre eigene in Klang gefasste Version des Leitsatzes heraus.
Ist dieser Weg es wert, ihm zu folgen oder wird es wie sein historisches Original an Relevanz verlieren und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden?
Erscheinen wird das Album unter dem vom Sänger Chriss gegründetem Label 
Mindfuck Music und wir freuen uns, schon drei Monate vor Veröffentlichung, in das gute Stück reinhören zu dürfen. 13 neue Songs- eine Tracklist, die allein nur beim lesen neugierig macht.

Besetzung:
Jens - Bass
Chriss - Gesang
Christoph - Gitarre
Steffen - Schlagzeug 


Tracklist:

  1. Intro
  2. Liebe – Leidbild – Leidenschaft
  3. Nicht mehr cool genug
  4. Justitia
  5. Rock´n´Roll ist international
  6. Seelenverwandte
  7. Übermut und Alkohol
  8. Einer von euch
  9. Disharmonie
  10. Der Moment
  11. Weil du so schön bist
  12. So viel Dummheit
  13. Lebensmelodie

Eingeleitet wird das Ganze von einem sehr episch anmutenden „Intro“. Das wird jedoch direkt im Anschluss durch den ersten Schrei und dem dazu gehörenden Riff hinweggefegt. „Liebe - Leidbild - Leidenschaft“ hat alles, was ein guter Opener braucht: ein Sound, der dazu einlädt die Boxen bis zum Anschlag auf zudrehen und eine Botschaft, mit der sich jeder Hörer identifizieren kann. Denn diese drei Worte sind es, die für die Band alles bedeuten und für die sie auch weiter auf ihrem eingeschlagenen Weg unterwegs sind.

Der erste Song, der bereits vorab veröffentlicht wurde „Nicht mehr cool genug“ passt leider wirklich wie die Faust auf´s Auge in unsere Zeit. Unsere Sprache verkommt immer mehr, da alles und jeder, der die "Trends" in den Charts setzt, kaum noch einen vernünftigen Satz aussprechen kann. Die Wahl der Klamotten und wer am Besten posen kann bestimmt, wer cool ist. All dieser Oberflächlichkeit entziehen sich die Jungs von Leidbild hiermit und zeigen verbal den ausgestreckten Mittelfinger.

Als nächstes kommt ein Lied über eine "Persönlichkeit“, die auch immer mehr an Glaubwürdigkeit verliert. „Justitia“ ist in der römischen Mythologie die Göttin der Gerechtigkeit und wie auch der Name schon vermuten lässt, wurde der Begriff unseres Gerechtigkeitssystem von ihr abgeleitet. Doch sind ihre Werte in der heutigen Zeit noch von ihr abgeleitet? Die Antwort lautet eher nein. Denn wer Recht hat, bestimmt in den meisten Fällen immer noch das Geld-  und die Armen müssen darunter leiden. 

Um den nächsten Song zu beschreiben, braucht es gar nicht  viele Worte. „Rock´n´Roll ist international“ ist ein wahrhaftes Loblied auf die beste und vor allem auch offenherzigste Musikrichtung der Welt. Im Rock ist einfach alles und Jeder willkommen. Dieser Song dürfte live besonders überzeugen, da er eingängig ist und ordentlich zum Party machen einlädt.

Im anschließenden Track begeben wir uns auf die Suche, nach der einen Person, die wir alle finden wollen: „Seelenverwandte“. Der Person, die dem Leben einen Sinn gibt und mit der man alles teilen möchte. Auffallend an diesem Song ist, dass im Refrain und auch an bestimmten Passagen zur Stimme von Chris noch ein weiblicher Gesangspart dazu kommt. Abgerundet mit einem ordentlichen Sound kommt hier ein Liebeslied der besonderen Sorte auf uns zu. Ganz ohne irgendwelches übertriebenes schnulziges Gehabe und das ist meiner Meinung nach auch verdammt gut so!

Von einer besonderen Sorte Lied geht es gleich weiter zum Nächsten. „Übermut und Alkohol“ ist alles andere als ein witziger Song, denn die in den Strophen erzählten Anekdoten sind zwar durchaus zum Schmunzeln aber trotzdem kein ernsthafter Grund, etwas zu bereuen. Durch den Alkohol kommt der Übermut und jeder von uns macht in dieser Kombination schon mal Fehler und lebt trotzdem weiter. Deswegen ist es absolut egal, was andere darüber denken, solange es Spaß macht, kann es nicht falsch sein.

Wir sind eine Gemeinschaft und lieben Musik, doch trotzdem sind wir alle auf unsere eigene Art verschieden. Genau dieses Gefühl wollen die Musiker uns mit „Einer von euch“ vermitteln. Ein ausdrucksstarker Song, den Jeder verinnerlichen sollte. Es gibt leider auch in unserer Szene ein paar schwarze Schafe, die das gern mal vergessen.

„Disharmonie“ ist auch ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft, welches die dunkle Seite betrachtet. In vielen Sachen wird die Harmonie einfach bei Seite gelassen. Statt einen Weg miteinander zu suchen wird gegeneinander gearbeitet und alles wird nur noch schlimmer. Fanatismus nimmt seinen Lauf und auch der Deutschrock wird weiter klein gehalten. Mit diesem Lied gibt es auch einen ausgestreckten Mittelfinger an all die Arschlöcher, die diesen Weg gewählt haben. 

Es wird endlich mal wieder Zeit, für etwas positive Stimmung. Da kommt „Der Moment“ gerade richtig. Mit einigen berühmten Onkelzzitaten folgt hier eine Nummer über die schönen Sachen im Leben: über Partys, Freundschaft, Verbundenheit und die Möglichkeit, das Ganze immer wieder auf´s Neue feiern zu können. Auch hier bin ich mir sicher, dass der Song live verdammt gut überzeugen wird.

Wenn es jemals das Genre "In Ton verpackter Porno“ geben sollte, dann gehört Song N° 11 definitiv dazu. „Weil du so schön bist“ beschreibt den Traum aller Männer in unserer Szene. Eine Rockerbraut, wie sie wohl bisher noch in keinem Buche gestanden hat. Bei dem Lied bekommt garantiert jeder Hörer ein ganz fettes Grinsen ins Gesicht. 

„So viel Dummheit“ ist die kürzeste Nummer des Albums aber dafür auch sehr prägnant. Um es einfach zu sagen, ist es wohl die beste Umschreibung für die Politiker unserer Zeit und deren Anhängerschaft. Ohne sinnlos viele Worte zu verlieren, gibt es eine kurze krasse Ansage. Einmal kurz ausgekotzt und weiter kann es gehen.

Am Ende wird es nochmal etwas besinnlicher. Mit „Lebensmelodie“ nehmen uns die vier Jungs mit auf eine kleine Reise der Selbstreflektion. Gedanken über vergangene Zeiten werden hier sehr poetisch zum Besten gegeben und laden ein, auch selbst ein wenig in den vergangenen Tagen zu schwelgen. Komplett akustisch plätschert dieser letzte Song dahin, bis er irgendwann ganz klammheimlich immer leiser werdend zu Ende geht. Ein sehr ruhiger Abschluss eines doch sehr temporeichen Albums.


Fazit:
Die Frage war: Ist 
Levitikus es wert, ihm zu folgen? Ganz eindeutig JA! Mit diesem Album haben Leidbild einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht und liefern ihr bislang bestes Werk ab. Diese Scheibe darf in keiner gut sortierten Rocksammlung fehlen!

Alex 
AGF- RADIO