Erstellt von Perli am 25.09.2020

Loz Tinitoz- Schmetterlingseffekt / VÖ: 11.2020 via ES&L Entertainment

Mit ihrem neuen, mittlerweile fünften Studioalbum Schmetterlingseffekt entwickeln sich die Musiker aus Cuxhaven von der harten, schroffen Punkband hin zu einer positiven, vielseitigen und klangstarken Band und nehmen die Zuhörer mit auf eine Reise ins bunte und facettenreiche Schmetterlingsland- eine Wandlung auf die ich persönlich sehr gespannt bin und darum sehr gerne mit auf diese Reise gehe. 

Bandmitglieder
Timo Januschewski - Gesang 
Skinny G Moe  – Schlagzeug  
Olly Lagmann – Gitarre, Bass (Programmierungen) 

Discografie
2011: Herzsucht (ES&L Entertainment)
2013: Auf der Suche nach Aletheia (ES&L Entertainment)
2015: Majestät (ES&L Entertainment)
2018: Kamikazekatze (ES&L Entertainment) 

Losgelöst vom Schubladendenken ist dieses neue Album ist eine große Wundertüte, und ermöglicht Loz Tinitoz eine große Bandbreite zu präsentieren, bei der für jeden etwas dabei sein sollte. Eine Mischung zwischen Punkrock, Pop und Indie mit neuen Klängen zeigt sich die Band jetzt in einem eher poppigen Gewand. 


Tracklist

  1. Mit Grizzlies und Flamingos
  2. Diese Zeit
  3. Perfekt
  4. Blunts auf Hawaii
  5. Für immer Freak
  6. Kein Bock
  7. Schmetterling
  8. Eskalieren
  9. Japan
  10. Leuchtturm
  11. Kein Pornofilm

„Mit Grizzlies und Flamingos“ startet der Pogo auf dem Dancefloor. Direkt vom ersten Ton an ist ein neuer Sound hörbar: poppig und mit Elektrosound- Elementen. Dann aber ertönt Timo's vertraute Stimme und wir wissen, Loz Tinitoz ist am Start. Sie versuchen hier, einen neuen Hardcore- Move hinzulegen, ob nun auf Tischen, oder dem Frauenklo, ganz egal, getanzt wird überall. Hier wird es hoffentlich auch dem letzten Tanzmuffel den Rhythmus in die Hüfte treiben. 

„Diese Zeit“ ist die erste Singlauskupplung mit der die Musiker den Sprung in die Top 25 der Amazon-Charts geschafft haben und gleich im ersten Monat nach Veröffentlichung über 50.000 Streams auf Spotify generieren konnte. Rockiger Song mit einem sehr  persönlichem Text, mit dem der Sänger seine Leere zwischen Tinderdates, Arbeitsalltag und Netflix reflektiert und ganz offen beschreibt. „...Ich hatte kurz vorher jemanden sehr interessantes kennengelernt und mich dabei noch nie mit jemand so gut verstanden und eine so gute Zeit gehabt wie mit ihr. Als sie es beendete, was so perfekt schien, fühlte ich mich sehr leer. Mir wurde bewusst, dass ich mich mit über 30 immer noch in einer Datingschleife befand, während alle anderen heirateten und Kinder bekamen....“ Mit diesen Zeilen hat er sich all das von der Seele geschrieben und ich kann seine Gedankengänge zu 100% nachempfinden:  „... diese Zeit ist scheiße, diese Zeit alleine...!“ Zeigen wir dieser Zeit zusammen den Mittelfinger! Das  zu dem Song feierte am 02. April Premiere.

So richtig tiefsinnig wird es aber erst mit dem nachfolgenden „Perfekt“. Wer legt eigentlich fest, was perfekt ist? Jeder Mensch legt auf andere Dinge Wert und jede Vorstellung von Schönheit ist anders! Also Scheiß auf die Norm! Jeder für sich ist einzigartig und „...du bist geil, so wie du bist! Und ich sag's dir, damit du es nicht vergisst!...“ Nimm die Challenge an, und liebe dich selbst! Ein ganz ganz starker Song, den sich jeder zu Herzen nehmen sollte! Danke für diese Zeilen! 

Mit „Blunts auf Hawaii“ folgt ein für mich typischer lockerer LT Song. Die Ukulele sorgt für zusätzliche Leichtigkeit- lehnt euch zurück, schließt die Augen, träumt euch an den Strand, macht euch von allem frei und chillt'ne Runde. Auch hier findet man zwischen den Zeilen wieder sehr persönliche Erfahrungen von Timo. Warum immer die besten Menschen an sich selbst zweifeln, bleibt mir auf ewig ein Rätsel. 

Rockiger wird's dagegen wieder mit „Für immer Freak“. Was soll uns dieser Song sagen? „... Sieh meine Narben, versteh meine Tattoos, denn was ich druch lebte, wär für dich sicher schwer, doch heute hilft es mir...“. Auch hier nimmt der Ausflug in neue Klangwelten Einfluss und macht die Nummer musikalisch sehr vielfältig. 

Richtig Bock auf „Kein Bock“ macht die zweite Singleauskopplung: der Song-Cocktail mit Inspiration aus Las Vegas konnte als zweite Single die erste mit über 60.000 Streams nochmal toppen. Auch hier bringt der Electrosound Abwechslung und Spaß. Die Geschichte hinter dieser Nummer ist folgende: in Vegas wurde Timo von einem Obdachlosen lächelnd angesprochen: „Hey, dude. Got some change? I hate people and I just wanna buy a beer.“ Timo fand diese amüsant und sehr ehrlich zugleich und gab dem Mann natürlich ein bisschen Kleingeld. Als er Drummer Moe die Bitte übersetzte, dass er kein Bock auf Menschen hat und etwas Geld für Bier möchte, mussten beide lachen. Dieses Erlebnis blieb im Kopf und es war klar, dass daraus ein Song entstehen musste, der schrill, bunt, komisch und doch etwas ernst sein sollte. So setzten sich Timo und Gitarrist Olly zusammen hin und kreierten diese Nummer: ironischer Text, Sprechgesang und Elektrovibes, gespickt mit einer Prise Punkrock und Skaelementen. Das  dazu erschien am 12. Juni diesen Jahres.

Ruhige Klaviertöne und Autotune- Effekte prägen die Ballade „Schmetterling“. Ein weiterer sehr persönlicher Ausschnitt aus Timos Leben. Mein Vorschlag: laßt uns zusammen in den allerschönsten Farben strahlen und wie ein Schmetterling die Welt entdecken. Das Leben ist schön, aber auch schmerzhaft. Alles vergeht- die größte Scheiße aber auch das größte Glück! Hört auf, vor Irgendetwas weg zu rennen, lebt intensiv und blickt nicht immer nur zurück. Verbannt die Dunkelheit und ersetzt all das, was euch nicht gut tut! Lasst uns ein buntes Leben wählen, es liegt in unserer Hand!  

„...das ist hier keine Party, das ist ein Kampfeinsatz...“ 

Nach dieser einfühlsamen langsamen Flugstunde wird es jetzt wieder Zeit, zu „Eskalieren“. Das Chaos nimmt seinen Lauf, die Mukke wird aufgedreht und die Becher nachgefüllt! Lasst uns springen und singen und tanzen und trinken ...und in Konfetti baden! Mehr muss hier nicht gesagt werden.

„Wenn ich die Schnauze voll hab, pack ich meine sieben Sachen und gönn mir eine Auszeit um mich nach Japan aufzumachen. ...“ Bahnfahren, Spaß haben und jede Karaoke Bar mitnehmen- ein Trip, den ich mir mit dem Sänger und Frontmann sehr gut vorstellen kann. Diese Nummer bringt durchweg positive Vibrations. 

Berührend geht es mit „Leuchtturm“ weiter. Eine ausdrückliche Botschaft an einen besonderen Menschen! An deinen Anker, der die Halt gibt, an Denjenigen, der dir den Weg leuchtet und immer an deiner Seite ist. 

Was waren nochmal Brüste??? Ich hab es fast schon vermisst, das Loz Tinitoz Bumsorchester. (Kann man das so sagen, ohne dass es komisch klingt?laugh) Wer vom Leben gefickt ist, sucht nach neuen Geschichten und da es echte Liebe nicht mehr gibt, muss halt ein Porno her. „Kein Pornofilm“ bildet den Abschluss zum neuen Album und diese Art der Songs sind so voll Leichtigkeit und Unbeschwertheit, dass sie einfach nicht fehlen dürfen. 


Fazit:
Zwischen Melancholie und Tiefgründigkeit ist noch genug Platz für Spaß, Ironie und gute Laune. Und doch ist auch
Schmetterlingseffekt wieder ein sehr persönliches Album geworden. Der Albumtitel ist für mich hinsichtlich der Songs besonders stimmig und überlegt ausgesucht. Ein kleiner roter Faden sticht hier einfach hervor: es ist nie vorhersehbar, was bei einer Änderung der Anfangsbedingungen passiert. „Kleine Ursache – große Wirkung“- das beschreibt vereinfacht den Schmetterlingseffekt. 

„...Liebe, Hass, Freiheit, Sex, Spaß, Rebellion und das alles mit einem gewissen Hauch von Gesellschaftskritik sind der Treibstoff dieses Albums und sollen somit den Anstoß zur Veränderung geben, um einen Schmetterlingseffekt bei unseren Hörern zu erreichen....“ sagt Sänger und Frontmann Timo. Bei mir ist das definitiv gelungen! Wer sich darauf einlässt, wird den positiven Spirit, den er mit dieser Platte erzeugen will, spüren! 

Ein Album was nicht in die typische Deutschrockschublade passt, aber dort auch keineswegs hingehört!
Loz Tinitoz haben sich noch nie irgendwo in nur einem Genre bewegt und waren schon immer speziell. Die neue Scheibe hebt sich eben durch ihr „Anders sein“ ab und erweitert eines Jeden Horizont, der ein bisschen offen dafür ist, um mit zu gehen. Lasst euch einfach mal drauf ein und hört nicht nur auf die Musik sondern sehrt das Gesamtbild! 


Und weil der Song „Perfekt“ sich einfach so fest bei mir eingebrannt hat: 
Vergleiche dich NIEMALS mit anderen! Du bist gut so wie du bist! Lieb dich selbst! 
Schau nicht auf das Negative sondern darauf, was gut an dir ist! 
„... Das Leben ist eine riesengroße Suche nach dem Glück,
der Hoffnung und der Liebe!...“ (Zitat Timo)

Perli
AGF- RADIO

Dieses mal, etwas anders herum: meine Top drei, die ich nicht unbedingt auf repeat stelle:  
Für immer Freak
Kein Bock
Japan