Alpen Flair vom 18. - 21.06.2025 in Naz/Schabs
Das größte Volksfest Südtirols öffnete vergangene Woche wieder seine Pforten. 15.000 Leute sind dem Ruf des Alpen Flairs 2025 gefolgt, um eine der denkwürdigsten Ausgaben dieses Festivals zu erleben. Was genau dabei alles vorgefallen ist, erfahrt ihr natürlich in den folgenden Zeilen.
Bei der Anreise am Dienstagabend erlebten wir (ich, Alex und meine Freunde) direkt eine Überraschung: Das Tor zum inneren Campingplatz war schon offen und erste Zelte standen bereits – unsere traditionelle Einlassschlangenparty fiel damit aus, und auf unseren Stammplatz kamen wir wegen neuer Fluchtwegregelungen leider nicht. Kurz enttäuscht, suchten wir uns spontan ein neues Plätzchen, bauten auf und starteten schließlich voller Vorfreude ins Festival.
Es ging wieder nach Naz zur mittlerweile obligatorischen Warm-up-Party. Das ganze Dorf war von vorne bis hinten herausgeputzt, überall lief Musik und man konnte an jeder Ecke ein Bierchen kriegen. Das Hauptaugenmerk lag allerdings auf den beiden Interpreten, welche den Dorfplatz zum Beben brachten. Erst heizten die Gipsy Road Gang den Leuten ein mit allem, was Rock und Metal zu bieten hatten. Mit mehr als drei Stunden ziehe ich auch meinen imaginären Hut vor der Band. Die wollten fast schon nicht mehr aufhören.
Allerdings wollten die Jungs von Steinhart natürlich auch Party machen mit der Menge. So betraten sie mit etwas Verspätung dann doch die Bühne und lieferten mit einer Mischung aus eigenen sowie einer ordentlichen Menge gecoverter deutscher Rocksongs eine sehr spaßige Show ab.
Besonders ist hier zu erwähnen, dass die Jungs diesmal nicht nur die Onkelz, sondern auch andere Größen gecovert haben. Somit brachten sie dann diesen ersten Abend mit Stil und ganz viel Freude zu einem glorreichen Ende.
Was sich am Mittwoch bereits angedeutet hatte, wurde Donnerstag zur Gewissheit. Die Sonne hatte es auf uns abgesehen. Aber so richtig. Ausschlafen war schwer möglich in der schon früh aufkommenden Hitze, und so versammelten sich alle im Schatten unter den Pavillons. So tat es auch ich, und es fiel mir schwer, mich von dort wegzubewegen. Allerdings, wenn wichtige Sachen rufen, muss man dem doch nachgeben. Wenn die Elbrebellen sich aus dem hohen Norden auf den Weg in den tiefen Süden machen, dann muss dies definitiv unterstützt werden. So kam es, dass wir in der brütenden Hitze einen der außergewöhnlichsten Gigs der Band erleben durften.
Nach dieser ersten Hitzeschlacht hieß es allerdings erst einmal wieder Rückzug ins Camp. So ergab es sich dann leider, dass wir Elli Berlin und John Diva an uns vorbeiziehen ließen. Jedoch an Eizbrand führte kein Weg dran vorbei. Glücklicherweise war das große Zelt der Alpenhöhle schon aufgebaut, wodurch es möglich war, die Band aus dem Schatten heraus genießen zu können. Bei den Jungs vom Niederrhein deutete sich allerdings etwas an, was sich durch das ganze Festival noch ziehen sollte. Es gab relativ am Anfang des Sets einen Ausfall der Technik, der für etwas Verzug sorgte. Alles wurde relativ schnell wieder zum Laufen gebracht und die Jungs lieferten wie gewohnt einen schnörkellosen Auftritt mit jeder Menge Bier, Pogo und Konfetti.
Nach etwas Kräftesammeln meinerseits und den Auftritten von Thundermother und den Schürzenjägern kamen nun gleich zwei Interpreten, die dieses Jahr polarisiert haben wie keine anderen. Mit HBz kamen in der langen Geschichte des Alpen Flairs zum ersten Mal zwei DJs als Hauptact auf der Bühne zum Einsatz.
War es ungewohnt? Auf jeden Fall war es das! Aber war es deswegen schlecht? Ganz und gar nicht! Wer einen etwas breiteren Musikgeschmack hat, kam hier mit der bunten Mischung absolut auf seine Kosten. Dem Ansturm nach, der auf dem Gelände zu der Zeit auch herrschte, war ich nicht der Einzige, dem dieser neue Stern am Himmel in Südtirol gefiel.
Mit dem nun folgenden Headliner muss auch ich persönlich gestehen, dass ich mich im Vorfeld sehr schwergetan habe. Ich hatte von Tream nicht wirklich viel gehört, und jetzt, hier auf meinem liebsten Festival, sollte es doch endlich zur ersten direkten Berührung mit ihm kommen. Tja, ich kann es leider nicht anders ausdrücken. Ich erlebte hier eine der größten Überraschungen meiner Festivallaufbahn. Dass diese Mischung aus Rock, Elektro, etwas Hip-Hop und teilweise sogar Volksmusik mich dermaßen überzeugen würde, hätte ich absolut nicht erwartet. Jetzt muss ich offen zugeben, dass der Hype um dieses Projekt doch gerechtfertigt ist. Für alle Freunde der gepflegten Partymukke kann ich an dieser Stelle nur sagen: Wenn der bei euch um die Ecke spielt, dann geht hin. Das macht Laune!
Nach dem üblichen Ausklang in der Almhöhle passierte nicht mehr viel und so kommen wir zum Freitag. Da sollte es auch gleich wieder ein persönliches Highlight geben für mich. Mit LustfingeR spielte eine Band, auf die ich nicht nur sehr neugierig war, sie das erste Mal auf der Bühne zu erleben, sondern auch eine der dienstältesten Bands der deutschen Rockmusik zu sehen. Über 40 Jahre ist die Truppe schon unterwegs und das alles ohne Anzeichen von Rost oder leise zu werden. Allein dafür kann man schon den Hut ziehen. Wenn man dann noch dazunimmt, wie sie auf dem Festival als erste Band gespielt haben und dann obendrein einen neuen, wirklich sehr guten Song präsentiert haben, komme ich nicht drumherum, diesen kleinen, aber feinen Auftritt als eines meiner persönlichen Highlights an diesem Wochenende zu sehen.
Da die Sonne sich wieder von ihrer besten Seite zeigte, hieß es wieder: Verstecken im Schatten. So mussten leider Ernstfall, Anja Bavaria und die Troglauer ohne mein Dazutun das Festival rocken. Allerdings zu einem Interpreten, der mir besonders am Herzen lag, musste ich dann doch wieder vor die Bühne. Denn niemand Geringeres als Nino de Angelo gab sich die Ehre. Ich hatte seinen Lebenswandel in den letzten Jahren verfolgt und war gespannt, was hier auf der Bühne kommen sollte. Ich war ein wenig enttäuscht, dass er allein ohne Band auf der Bühne war, doch er machte das mit seiner Auswahl an Songs und der Stimmung, die selbst hier vom Publikum ausging, wieder wett. Allerdings war es etwas schwierig, der Musik zu folgen. Aus irgendeinem Grund war der Ton von der Hauptbühne um einiges leiser als gewohnt. Das gab dem Erlebnis vor der Bühne an diesem Tag doch einen ziemlichen Dämpfer. Aber selbst bei gewohnter Lautstärke hätte das nun folgende Debakel nicht verhindert werden können. Mit Alexander Eder kam ein weiterer sehr gehypter Interpret auf die Bühne. Allerdings kann ich im Gegensatz zu Tream am Vortag den Hype um diesen Typen absolut gar nicht nachvollziehen. Er hat eine äußerst markante Stimme, das muss ich gestehen, aber der Rest war totale Grütze. Musikalisch war es eine Mischung aus schlechtem Rock, gemischt mit langweiligen Popelementen, die im Publikum so gut wie gar keine Stimmung aufkommen ließen. Das Debakel konnten und wollten meine Freunde und ich uns dann auch nicht weiter ansehen. So zogen wir uns zurück, um diese Enttäuschung erst einmal zu verarbeiten. Währenddessen zog leider Nothing more auch vorbei. Musikalisch klang das zwar richtig gut, was uns da entgegenschallte, doch es klang immer noch viel zu leise an unser Ohr. So zog es uns erst zum Tagesheadliner nach vorn, in der Hoffnung, dass wenigstens hier keine Enttäuschung aufwartete.
Glücklicherweise wurde gleich bei den ersten Tönen, welche uns Stahlzeit entgegenfeuerte, klar: Hier ist wieder alles, wie es sein sollte. Die Bühne ballerte uns wieder in gewohnter Lautstärke ins Gesicht, die Band lieferte eine Mischung aus den besten Songs von Rammstein für uns ab und natürlich war die Bühnenshow wieder mal überragend. Das besänftigte dann doch uns alle wieder, nach all dem, was bei den Bands davor gelaufen war. Ein letztes Highlight folgte dann schließlich noch in der Alpenhöhle. Wir wissen leider nicht, wer der DJ an diesem Abend war, aber er hat mit seiner Mischung aus allem, was irgendwie Spaß macht, von Rock über Elektro bis Ballermann, eine Party da unten geschmissen, die so geil war wie lange keine mehr. Chapeau!
So kam es, dass wir uns schon am letzten Tag wiederfanden. Los ging es für uns so richtig, nachdem Lost Obsession als erste Band des Tages die Bühne gerockt hatten. Mit 33 RPM betrat eine Band die kleine Bühne, die so viel Spaß bereitet wie kaum eine andere. Mit ihrer Mischung aus Punk, Ska und der bandeigenen Prise Wahnsinn blieb niemand still am Platz stehen und es gab einige Lacher. Nicht zuletzt durch einige ulkige Ausfälle der Technik wie einen sich bewegenden Mikrofonständer oder auch Mikros, die spontan ihren Dienst quittierten. Insgesamt war dieser Auftritt jedoch einer meiner besonderen Höhepunkte des Wochenendes. Und ich kann auch euch hiermit garantieren, dass wir mit dieser Truppe auch in Zukunft noch viel Spaß haben werden.
Bevor es zum Endspurt gehen sollte und dringend nötige Abkühlung beim Wetter kommen sollte, gab jedoch der Planet ein letztes Mal alles, und so sammelten wir während Stunde Null und Grenzenlos die Bühne rockten die letzten Kraftreserven.
Für mich ging es erst wieder zu Letzte Instanz nach vorne, und hier schloss sich für mich ein sehr persönlicher Kreis. Vor 12 Jahren bei meinem ersten Besuch des Alpen Flairs spielte diese Band auch schon, allerdings hab ich sie damals verpasst. Nun sollte es dieses Jahr bei ihrem letzten Besuch auf diesem Fest, die Band ist gerade auf Abschiedstour, endlich soweit sein. Ich sah sie das erste und auch gleichzeitig letzte Mal live. Die Gefühle in mir während des Gigs kann ich leider nicht wirklich in Worte fassen. Es war jedoch ein würdiger und bombastischer Auftritt, den die Band dort ablieferte. Ich werde sie sehr vermissen.
Apropos vermissen: Die Band, welche indessen auf die Bühne kam, hatte ich das komplette letzte Jahr vermisst. BRDigung kamen endlich aus ihrer Pause zurück. Sobald sie auf der Bühne waren und die ersten Töne erklangen, war die Stimmung am Siedepunkt. Die ersten Reihen waren eine einzige Staubschlacht. Respekt, wer da durchgehalten hat. Doch bei dem, was da entgegenschallte, war es schwer, nicht ins Tanzen zu geraten. Besonders die Lieder vom neuen Album fanden sehr viel Anklang. Mit „Rentners Paradies“ kam auch einer meiner persönlichen Favoriten zum Einsatz, der alles zu einer sehr geilen und lustigen Nummer abrundete.
Vorletzter Act des Abends war dann eine Band, von der ich nie gedacht hätte, sie jemals in Südtirol zu sehen. Niemand Geringeres als die Krawallbrüder gaben sich die Ehre und brachten mit ihrer ureigenen Art der Musik einen komplett neuen Einfluss, den es in der Art noch nie auf dem Alpen Flair gab. Man merkte jedoch schnell, dass die Band auch schon das ganze Festival mitgemacht hatte. Hier und da gab es die eine oder andere Unsauberkeit in der Musik. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Meute und auch meine Wenigkeit feierten einen der besten Auftritte des ganzen Fests.
Tja, somit sind wir auch schon beim letzten Interpreten des Festivals gelandet. Mit Frei.Wild gaben sich die Hausherren schlussendlich auch die Ehre. Es war der einzige Gig der Band in diesem Jahr und man merkte direkt, dass die Band Bock hatte. Livepause hin oder her, wenn ein Auftritt in der Heimat ruft, kann selbst diese Band dem nicht widerstehen. Und es sollte nicht nur wegen dieser Tatsache etwas sehr Besonderes werden. Zum einen machten sie etwas, von dem ich nie gedacht hätte, es noch einmal von der Band zu sehen. Sie spielten auf dem FOH-Zelt, quasi in der Mitte vom Publikum, während des Auftritts eine kleine Akustikeinlage wie an einem Lagerfeuer. Ein Gänsehautmoment, den ich schon lange nicht mehr erlebt habe. Zum anderen ging ein großer Wunsch des Publikums in Erfüllung. Sie spielten ihre neue Single „Immer unter Feuer“ das erste Mal live. All dies bestätigt weiterhin meinen Glauben an die Band. Auch wenn sie manchmal Sachen oder Aktionen bringen, mit denen auch ich nicht einverstanden bin. Im Großen und Ganzen bin ich stolz, als Fan auch ein Teil dieser Band zu sein. Vor allem jetzt, da die Jungs trotz ihrer Größe wieder die Nähe zu ihren Fans suchen. So und mit all diesen Gefühlen und Eindrücken ging dann auch diese Ausgabe des Alpen Flairs für mich zu Ende.
Fazit:
Es war mein zehntes Alpen Flair und ich dachte immer, ich hätte alles gesehen, doch in diesem Jahr wurde ich eines Besseren belehrt. Mit HBz und Tream kamen zwei sehr positive Überraschungen, mit Alexander Eder und der leisen Anlage am Freitag eine ziemliche Enttäuschung. Auch auf dem Campingplatz mit den Leuten um mich herum hab ich wieder einige sehr lustige Dinger erlebt, die hier allerdings nichts zu suchen haben. Ich kann aber eines mit Stolz sagen: Ich war zehnmal in Südtirol und hatte immer den Spaß meines Lebens. Das heißt also, es gibt keinen Grund, damit aufzuhören. Auf dass die nächsten 10 Jahre genauso lustig werden wie die letzten!
Alex
AGF-RADIO